Es war einmal … Mathias Hofmeister, der Fingerhutfabrikant von Wiener Neustadt

Meine Stadt zum Leben: Fruchtbarer Boden für Erfinder und Innovationen – das war unsere Stadt schon zu Zeiten Maria Theresias

Wiener Neustadt ist bekannt für seine metallverarbeitenden Industriebetriebe, wie etwa Austro Daimler und die Lokomotivfabrik. Aber schon viele Jahrzehnte davor hat es eine metallverarbeitende Fabrik gegeben, für kleine, aber nicht minder wichtige Alltagsgegenstände: Fingerhüte! Und zwar dort, wo heute das Bundesgymnasium Babenbergerring steht, zwischen Frauen- und Petersgasse, vor der westlichen Stadtmauer. Entstanden ist die Fabrik Ende des 18. Jahrhunderts, in einem sehr spannenden Kontext …

Mag. Sabine Schmitner-Laszakovits mit einer Skizze der Fabrik. Foto: Busy Shutters

Im Jahr 1785 erhielt Mathias Hofmeister die Zustimmung des Magistrats zur Gründung einer Fingerhuterzeugung. Er hatte eigens dafür eine Maschine konstruiert, die im Jahr 1787 dann auch erbaut war. Hofmeister profitierte von einem damals bestehenden Importverbot für Fingerhüte. Die Monarchie wollte die Entwicklung der Industrie durch solche Importverbote fördern und so wurde Hofmeister auch noch die Erzeugung von Nähnadeln und die Erzeugung von Knöpfen bewilligt. Die Fingerhutfabrik produzierte mit der Zeit zahlreiche kleine Metallgegenstände – ebenso wie die bekannte Nadelburg in Lichtenwörth. Das war kein Zufall!

1747 errichtete der Piestinger Hammerwerksbesitzer Johann Christian Zug in Lichtenwörth eine Nadelfabrik, für die sich der Name „Nadelburg“ einbürgerte. Auf Betreiben von Maria Theresia bekam Johann Christian Zug einen Staatskredit. Es war ihr wichtig, die Industrialisierung zu fördern und Johann Christian Zugs Fabrik passte gut zu ihren Plänen, denn die Monarchie sollte auf die Einfuhr von Metallerzeugnissen aus Nürnberg und Aachen verzichten können. Außerdem sollte der Bergbau Abnehmer durch die metallerzeugende Industrie haben. 1751 verkaufte Zug die Fabrik an den Staat.

Die Fingerhutfabrik auf einem alten Plan. Foto: Busy Shutters

In der Monarchie fehlt es allerdings an Know-How, es gab keine passend ausgebildeten Arbeitskräfte. Die dringend benötigten Facharbeiter aus Aachen und Nürnberg, die die Nadel-, Fingerhut- und Knopferzeugung beherrschten, waren praktisch nicht zu bekommen: Es herrschte ein Ausreiseverbot für die Handwerksleute, erlassen vom Kurfürst von der Pfalz. Doch Agenten der Habsburgermonarchie gelang es dennoch, Facharbeiter abzuwerben! Der Agent Giuseppe Brentano-Cimarolo konnte dem Präsidenten des Hof-Commerzien-Rates sogar die durch Werkspionage erlangte Skizze der in Stolberg bei Aachen eingesetzten Fingerhutmaschine beschaffen. Diese Maschine baute man für die Nadelburg nach.

Einer der abgeworbenen Facharbeiter war der aus Aachen stammende Leonhard Hofmeister, der lange Jahre in der Nadelburg arbeitete. Er war der Vater von Mathias Hofmeister, der sich zum Unternehmer mauserte. 1788 suchte dieser um eine Feuerbeschau beim Magistrat an. Diesem Umstand verdanken wir es, dass sich eine Skizze des „Fingerhutwerkes“ des Mathias Hofmeister im Bestand der Akten des Magistrats findet. Die Fingerhutfabrik hatte als Familienbetrieb über Jahrzehnte hindurch Bestand. Der letzte bekannte Inhaber der Fabrik war Alois Hofmeister. Er erzeugte alle Arten Männer-Fingerhüte aus Stahl, Eisen und Legierungen, mit Messing oder Legierungen gefüttert, und alle Arten Frauen-Fingerhüte. Bis zum Ende der Fabrik um 1850 herum. Das auf alten Stadtplänen eingezeichnete Gebäude war dann im Besitz der Stadt und wurde bewohnt.

Mag. Sabine Schmitner-Laszakovits hütet im Archiv die Schätze der Stadt. Foto: Busy Shutters

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